Ressource „Positive Gefühle“

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für Lebenszufriedenheit ist die Fähigkeit, die eigenen Emotionen steuern zu können. Denn ohne diese Fähigkeit sind wir auf Gedeih und Verderb dem ausgeliefert, was außerhalb unserer selbst geschieht. Da gibt es in dem einen Augenblick eine Erfahrung, die uns Freude bereitet. Im nächsten Moment gibt es eine Information, die uns in Schrecken versetzt und weg ist die Freude. Dann gibt es ein Ereignis, das uns wütend macht, eine Begegnung, die uns fröhlich stimmt, eine Nachricht, die uns traurig macht. Ohne Steuerung der Emotionen sind wir ein Spielball all dieser Reize und damit emotional fremdbestimmt. Wie gut wäre es, wenn wir selbst bestimmen, wie wir uns fühlen, und wenn wir die Gefühle wählen könnten, die wir haben wollen.

Es kommt noch eine weitere Schwierigkeit hinzu: unser Gehirn sammelt schlechte Nachrichten wie Eichhörnchen Wintervorräte – und das aus dem gleichen Grund, um auf schwierige Zeiten vorbereitet zu sein. Denn in schlechten Nachrichten sind eher Hinweise auf mögliche Gefahren enthalten als in guten. Deshalb behalten wir schlechte Nachrichte besser als positive Erfahrungen. Und das bestimmt natürlich auch wieder unsere emotionale Verfassung. Viele sind es inzwischen leid: fast 2,5 Jahre Pandemie-Bedrohungsszenarien, seit 9 Monaten Kriegsbericht-erstattung und neue Bedrohungsszenarien, Preissteigerungen, Inflation, Klimakrise – es nimmt kein Ende. Ich kann jeden verstehen, der die Nachrichtenflut nicht mehr an sich heranlassen will, um der Angst, der deprimierten Stimmung und der empfundenen Hilflosigkeit zu entkommen. Noch besser ist es aber, sich um positive Emotionen zu kümmern, den Blick auf anderes zu lenken und Stabilität im Wechsel der äußeren Reize zu gewinnen.

Werde zur/zum Beobachtenden am Ufer. Das ist eine Empfehlung aus der Geistesschulung des Zen, denn solange wir uns mit den reaktiven Emotionen identifizieren, seien wir wie ein Korken auf den Wellen des Meeres. Als Beobachter am Ufer aber können wir dem Spiel der Wellen zuschauen, ohne uns darin zu verlieren. Wir wissen dann: das alles ist außerhalb von mir, das bin nicht ich. In der Meditation übst Du, Gedanken, Geräusche und Körperreaktionen einfach nur wahrzunehmen, ohne darauf einzusteigen. So trainierst Du Deine Distanzierungsfähigkeit und die Fähigkeit, im Chaos des Wechsels Gleichmut zu bewahren.

Praktiziere erfreuliche Erfahrungen, z.B. ein Eis oder einen Aperitif genießen oder irgendwo sitzen und auf Wasser schauen, oder Tieren oder Kindern zuschauen. Das wichtige dabei ist, dass Du diesen reinen, leeren Raum der Gegenwart nicht mit „Schmutz“ aus der Vergangenheit (Ärger, Scham, Trauer) oder der Zukunft (Angst, Sorge) belastest. Ganz bei dem sein, was Du gerade tust, einfach, weil es Spaß macht.

Frage Dich immer wieder mal: hilft mir dieser Gedanke, mich so zu fühlen, wie ich mich fühlen möchte? Wenn nein, überlege Dir eine alternative Bewertung. Denn unsere Gedanken sind Bewertungen und diese entscheiden, wie wir uns fühlen. Statt „so nicht!“ (erzeugt nur Ärger) „es ist jetzt so“ (Akzeptanz ermöglicht einen friedvollen Umgang mit dem, was ist). Statt „das wird schlimm enden!“ (macht Angst) „bin gespannt, welche Erfahrungen ich mit mir mache“. Welcher Gedanke würde mich stärken? Was denkt jemand, den die Situation weniger belastet als mich?

Konzentriere Dich auf positive Emotionen, die Dich stärken. Dankbarkeit zum Beispiel oder Neugier. Neugier hängt mit Staunen, Faszination und Interesse zusammen und öffnet Dich für neue Erfahrungen. Bewunderung entsteht aus dem Respekt vor etwas Mächtigem, einem grandiosen Blick, einem wunderschönen Sonnenuntergang, Kunstwerken.

Anderen helfen. Alles, was über den engen Horizont eigener Bedürfnisse hinausgeht, uns in Kontakt mit anderen bringt, wertschöpfend ist, wirkt sinnstiftend und verursacht Ausschüttung von Endorphinen (Glückshormonen), nicht nur bei den Helfenden selbst, sondern auch bei denen, die davon profitieren und sogar bei beobachtenden Personen.

Vergnügen, Spiel und Spaß. Wann immer wir unterhaltsame, humorvolle und spielerische Situationen erleben, haben wir Spaß – eine wundervolle Energiequelle, die uns hilft, aus dem Alltag auszusteigen, abzuschalten, mit anderen und dem Kind in sich in Kontakt zu sein.

Sich körperlich betätigen. Menschen, die sich in irgendeiner Weise bewegen, sind frischer, lebendiger, kreativer, kräftiger, jünger, denn Bewegung hebt das Lebensgefühl wesentlich. Bewegung an sich lockert Verkrampfungen und Verspannungen, regt den Energiefluss an und verbessert die Konzentrationsfähigkeit spürbar. Wer die Bewegung liebt, schätzt auch Sauerstoff und darum eine gesunde Umwelt und intakte Natur.

Positive Emotionen haben physische Auswirkungen. Sie beeinflussen Atmung, Puls, Blutdruck und Hormonausschüttung. All diese Effekte wirken sich auf unser Gehirn und unser Befinden aus. Sie reduzieren Stress, Angst und Depression.